Bingen, Hilgard und ihre Kekse ©RosiKmitta

Bingen: Auf den Spuren der Heiligen Hildegard und ihrer Kekse

Die Weinstadt Bingen liegt nicht nur idyllisch am Rhein, sondern ist als ehemalige Wirkungsstätte der  Heiligen Hildegard auch historisch bedeutsam. Als Frau der damaligen Zeit war sie erstaunlich umtriebig: Im Hochmittelalter  gründete sie zwei eigene Klöster und unterhielt Korrespondenz mit einflussreichen Männern wie Papst und Kaiser. Heute ist sie einem weniger religiösen Klientel auch durch ihre Tipps zu Ernährung und Gesundheit bekannt. Ich habe sie zum Beispiel durch die leckeren Hildegard-Kekse kennengelernt.

Bingen bietet beides: Wunderschöne Lage am Rhein und interessante Geschichte mit Tiefgang. Sie ist wie viele Städte am Rhein geprägt von Uferpromenade und Weinhängen. Dieses liebliche Landschaftsbild gepaart mit dem milden Klima erinnert mich immer an Italien. Bingen ist meiner Meinung nach schon allein deshalb einen Ausflug wert. Ich war für ein verlängertes Wochenende mit meiner Mutter dort, die man als Hildegard-Fan bezeichnen könnte. Deswegen kam auch ich in den Genuss, mehr über das Leben der Prophetin des Mittelalters zu erfahren. Bisher war sie mir eher durch die Kekse bekannt, die meine Mutter regelmäßig backt. Doch welche bedeutende Frau des Mittelalters steckt dahinter?

Hotel in Bingen: Übernachten im „Hildegard-Forum‘
Einen ersten guten Zugang zur Thematik der Heiligen Hildegard fanden wir auf dem Rochusberg. Dort hatten wir uns im Hotel des „Hildegard-Forums“ bei den Kreuzschwestern einquartiert. Es gab nicht nur ein gesundes Hildegard-Frühstück, sondern auch einen kleinen Kräutergarten und Shop.
www.hildegard-forum.de

Kloster und Karriere

Heilige Hildegard am Rhein ©RosiKmitta
Heilige Hildegard am Rhein ©RosiKmitta

Hildegard von Bingen trat bereits als junges Mädchen ins Kloster ein. Ihre Eltern hatten das 10. ihrer Kinder der Kirche geweiht – und damit den Grundstein gelegt für eine außergewöhnliche Karriere. Einzigartig für eine Frau in der damaligen Zeit gründete sie gleich zwei Klöster. Ihr Rat war gefragt, obwohl sie es sich nicht nehmen ließ, das Verhalten politischer und kirchlicher Herren in Frage zu stellen. Inspiration erfuhr sie durch ihre übersinnlichen Visionen als Prophetin. Trotz zeitlebens gesundheitlicher Probleme vertrat sie ihre Ansichten gegenüber Erzbischof Heinrich von Mainz, Kaiser Barbarossa und Papst Eugen III.

Gesunde Kekse als Medizin

Leckere Nervenkekse der Heiligen Hildegard ©RosiKmitta
Leckere Nervenkekse der Heiligen Hildegard ©RosiKmitta

Ihre Überzeugungen setzte Hildegard in allen Lebensbereichen vielseitig um: Sie verfasste nicht nur große theologische Werke, sondern war unter anderem Dichterin, Komponistin und sachkundige Naturbeobachterin. Heute greifen wir bei Gesundheitstrends wieder auf ihre naturheilkundlichen Schriften zurück. Für sie selber galten sie eher als Beiwerk des täglichen Lebens im 12. Jahrhundert. Sie beschreibt darin z.B. die Wirkungsweise von fast 300 Arten von Getreide, Gemüse und Kräutern. Ihre Ratschläge für eine gesunde Ernährung ist heute als „Hildegard-Medizin“ bekannt. Die sogenannten Nervenkekse haben es mir angetan: Zimt, Nelken, Muskat und Galgant geben ihnen einen besonderen Geschmack. Und wenn sie nach Hildegard sogar als Medizin gelten, esse ich gerne die empfohlenen drei Stück am Tag ;-).

Restaurants in Bingen: Schlemmen mit Spundekäs
Ich finde es spannend, im Urlaub typisch regionales Essen zu probieren. In Bingen haben wir das Restaurant „Zum Weinkeller“ besucht. Wegen sommerlicher Temperaturen saßen wir nicht im urigen Steingewölbe, sondern im luftigen Außenbereich. Für uns gab es Rheinhessischen Spundekäs. Im Aussehen ähnlich wie angemachter Camembert, jedoch durch Schmand und Quark frischer und leichter. Sehr lecker! Dazu als Weißwein aus der Region einen Grauburgunder.
www.zum-weinkeller-bingen.de

Auch im Restaurant „Pizzeria Calimero“ haben wir sehr gut gegessen. In der Rheingegend fühle ich mich wie schon gesagt fast wie in Italien. Leckeres Essen, warmes Wetter und besondere Gastfreundschaft haben uns den Kurzurlaub zusätzlich versüßt.
www.ristorante-calimero.de

Lebensstationen der Hl. Hildegard

  • Museum am Strom
  • Hildegard-Gedächtniskirche in Bingen
  • Wallfahrtskirche St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen
  • Benediktinerinnenabtei St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen
  • Rochuskapelle in Bingen

Museum am Strom

Bingen, Museum am Strom mit Hildegarten ©RosiKmitta
Museum am Strom mit Hildegarten ©RosiKmitta

Ich war anfangs etwas verwirrt aufgrund der vielen und teils ähnlich klingenden Stätten, wo die Heilige Hildegard gewaltet haben soll. Zu empfehlen ist auf jeden Fall das „Museum am Strom“ direkt am Rheinufer. Dieses gibt Aufschluss über das gesamte Leben der Heiligen Hildegard. Der angrenzende Hildegarten beherbergt zudem einige der von ihr beschriebenen Pflanzen und Informationen zu deren Heilanwendungen.

www.bingen.de/kultur/museum-am-strom

Hildegard-Gedächtniskirche in Bingen

Im Jahr 1150 wagt Hildegard einen großen Schritt: Gegen den Willen ihres Abtes zieht sie mit 20 Schwestern in das von ihr gegründete Frauenkloster Rupertsberg. Im heutigen Stadtteil Bingerbrück ist weder vom Berg etwas zu sehen noch die Klosterreste öffentlich zu besichtigen. Dafür steht unweit entfernt die Hildegard-Gedächtniskirche. Sie ist der Hl. Hildegard zusammen mit dem Hl. Rupertus geweiht. Ein kleiner Schrein enthält Reliquien der beiden. Die Fenster im Kreuzschiff der Kirche stellen außerdem das Leben und Wirken der Heiligen Hildegard dar.

Wallfahrtskirche St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen

Hildegard-Schrein in Rüdesheim ©RosiKmitta
Hildegard-Schrein in Rüdesheim-Eibingen ©RosiKmitta

Einige Jahre später expandiert Hildegard: Ihre Klostergemeinschaft wächst und sie bringt einige ihrer Schwestern über den Rhein ins Kloster Eibingen in Rüdesheim. Sie ist nun Äbtissin zweier Klöster und pendelt zwischen beiden Stätten. Durch Krieg und Brandschaden verlor das Kloster seine ursprüngliche Bauweise und Bedeutung. In der heutigen Pfarrkirche konnten wir jedoch den prunkvollen Hildegard-Schrein besichtigen. Am 17. September, dem Todestag Hildegards, kommen noch heute Wallfahrer zur Reliquenprozession nach Eibingen.

Benediktinerinnenabtei St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen

Abtei St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen ©RosiKmitta
Abtei St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen ©RosiKmitta

Die Hildegardverehrung hält an: Oberhalb des ursprünglichen Klosters Eibingen entstand im 19. Jahrhundert die heutige Benediktinerinnenabtei St. Hildegard. Die Ordensfrauen der beeindruckenden Trutzburg sind auch im eigenen Klosterladen, Café, Weingut, Goldschmiede, Keramik- und Restaurierungswerkstatt aktiv. Von der Abtei aus schweift unser Blick über Weinhänge, den Rhein und Bingen auf der anderen Flussseite.
www.abtei-st-hildegard.de

Rochuskapelle in Bingen

Rochuskapelle in Bingen ©RosiKmitta
Rochuskapelle in Bingen ©RosiKmitta

Auch in Bingen gedenkt man der hl. Hildegard: Hoch oben am Berg gestaltete die Rochusbruderschaft ihre Kapelle zu einer Hildegard-Gedächtniskirche. Ein Brand zerstörte jedoch einen Großteil des ursprünglichen Inventars. Der später errichtete Hildegardaltar mit einigen Lebensstationen erinnert an die früheren Zeiten. Vom Rochusberg aus genießen wir wieder einen wunderschönen Blick auf die Rheininseln sowie auf weitläufige Weinhänge.
www.bingen.de/tourismus/bingen-entdecken/rochuskapelle