Antiker Kinderwagen gefüllt mit Büchern

Allerlei aus Leipzig: spannende Stadt-Tour

Rosis Reisecouch bringt uns heute nach Leipzig. Was unternehmen wir dort? Eine Stadtrundfahrt, einen Museumsbesuch? Nichts da, wir laufen einfach los und lassen uns von der Stadt überraschen. Denn die hat einiges zu bieten: Geschichte, Musik und spannende Leute von Heute begegnen uns auf dem Weg. Neugierig geworden?

Altes und Neues entdecken

Unsere Tour geht direkt am Markt vor dem Alten Rathaus in Leipzig los. Kaum machen wir das erste Foto, sagt eine Frau zu uns:

„Sie haben gerade den Mond fotografiert“. (Leipzigerin)

Was? Es ist doch heller Tag! „Na den Mond unter dem Ziffernblatt der Rathaus-Uhr“, erklärt die freundliche Leipzigerin.

Tatsächlich, dort dreht sich eine Kugel, mit einer gold- und einer schwarzgefärbten Seite, die in 28 Tagen den Lauf des Mondes imitiert. Heute ist von beiden Farben gleich viel zu sehen, also ist es Halbmond. Wir erkennen: Das Alte Rathaus ist  auch heute noch für eine Überraschung gut.

 

Überall in Leipzig trifft Geschichte auf moderne Zeiten. Ist Goethe gerade höchstpersönlich mit einem giftgrünen Drahtesel angeradelt gekommen und auf den Sockel seines Denkmals gestiegen? Fast könnte man es meinen, denn  in der Stadt wimmelt es von Fahrrädern.  An nahezu jeder Ecke steht eines der vielen Zweiräder, so auch vor dem Monument des Dichter-Genies.

Modernes, grünes Fahrrad ist vor der Goethe-Statue abgestellt.
Altmeister Goethe mit modernem Fahrrad

Weitere Orte, wo sich Alt und Neu verbinden, sind Leipzigs Höfe und Passagen:

  • Zum Beispiel das Städtische Kaufhaus: modernes Shopping im ehemaligen Gewandhaus
  • Oder die Mädlers Passage: früher Handelsplatz für Porzellan, Keramik und Steingut. Der darunter gelegene Auerbachs Keller, auch bekannt aus Goethes „Faust“, ist auch heute noch als Restaurant und Weinstube aktiv.

Auf der Notenspur: Musik an jeder Ecke

Silberne Markierung im Straßenboden, die die musikalischen Stationen der Notenspur kennzeichnet
Silberne Markierung der Notenspur

Was gibt es hier sonst noch zu entdecken? In Leipzig ist musikalisch einiges los: Bachtage, Richard-Wagner-Festwoche und Co. Wer wie wir noch ein paar Infos zu den musikalischen Genies aus der Geschichte gebrauchen kann,  besucht die Stationen der Notenspur in Leipzig. Die silbernen Markierungen im Straßenboden führen uns zu über 20 interessanten Orten:

  • Zum Beispiel zur bekannten Thomaskirche, wo Johann Sebastian Bach Kantor war.
  • Oder zum Schumann-Haus, wo Komponist Robert Schumann und Pianistin Clara Wieck zusammen lebten.

Hörszenen und Musikbeispiele gibt es an den Stationen der Notenspur per Handy außerdem dazu.

 

 „Ich habe schon vor dem Mauerfall mit prominenten Bands gespielt.“ (Komponist und Musiker Leander)

Leander: Komponist, Musiker und „Stasiaufklärer
Leander: Komponist, Musiker und „Stasiaufklärer“

Auch Musiker von Heute treffen wir in Leipzig an. Die Konkurrenz an Straßenmusikern ist groß: „Ich habe keine Zeit, ich muss spielen“, sagt ein Akkordeon-Spieler, den wir als erstes ansprechen. Und dann finden wir doch noch einen, der Zeit hat: Leander ist Komponist, Sänger,  Gitarrist und Pianist. Er  ist dreimal in der Woche in Leipzig unterwegs, um „Promotion“ zu machen. Das heißt, CDs verkaufen und für seine Auftritte werben. Seine Musik bezeichnet er als Rockpoesie: „Ich bin quasi zwei Personen in einer: Beethoven und Elton John“.  Eine Überraschung hat er noch für uns:  „Ich war bereits Stasiaufklärer, noch bevor hier die friedliche Revolution kam“. Ausreise- und Auftrittsverbote, alles hatte er zu DDR-Zeiten am eigenen Leib erlebt. All das hat es zum Glück nicht in das heutige Leipzig geschafft.

Hier reinhören: Leanders Komposition „Endlich Frühling“, 2. Satz am Konzertfügel

Ausruhen und genießen

Vom Umherlaufen in Leipzig müde? Dann lasst uns auf der Terrasse des Café-Restaurants „Zum Arabischen Coffe Baum“ ausruhen. Die Geschichte der Stadt lässt auch hier nicht lange auf sich warten. Im 18. Jahrhundert trafen sich der Komponist Robert Schumann und seine „Davidsbündler“ an diesem Ort zu einem Künstlerkreis, um sich auszutauschen. In Anlehnung an den biblischen David sahen sie sich als Gegenspieler der Philister, der „Spießbürger“. Das ist auch für eine Gruppe von Touristinnen aus dem Schwabenland neu, die im Sonnenschein an Ihren Getränken nippen.

„Leipzig ist eine ruhige Stadt, die Leute sind sehr freundlich und nicht so aufgetakelt.“ (Besucherin Rosemarie Z.)

Fröhliche Touristinnen sitzen im Freien an einem Tisch des Lokals Coffe Baum
Fröhliche Touristinnen im Lokal Coffe Baum

Die Leipziger Besucherinnen haben schon viel gesehen: „Die Runde Ecke, das Museum im ehemaligen Stasibunker, ist sehr berührend, man sollte darüber Bescheid wissen.“ Hildegard S. sagt dies nicht ohne Grund. Leipzig ist ihre Geburtsstadt, 1949 hat sie ‚rübergemacht‘ nach Westdeutschland, wie sie erklärt. „Die Zeit ist hier wie im Flug vergangen, obwohl wir schon eine Woche hier sind,“ sagt Rosemarie Z. Auch die Dritte im Bunde, Margarete S., schwärmt: „Wir müssen unbedingt noch einmal kommen.“

 

Gebäck Leipziger Lerchen
Lecker: Leipziger Lerchen

Ich finde auch: Hier kann man es sich gut gehen lassen. Wir sitzten gemütlich im Sonnenschein, trinken Cappuccino, essen nebenher eine Leipziger Lerche. Nein, keinen armen Vogel! Das war zwar das ursprüngliche Gericht, ist heute aber ein harmloses Mürbteig-Gebäck gefüllt mit Marzipan. Hier gibt es mehr zur Geschichte der Leipziger Lerche.

 

Leute kennenlernen

Brasilianischer Student André
Brasilianischer Student André

Wer lebt in Leipzig? An der Uni direkt neben dem City Hochhaus lernen wir André kennen. Er erinnert sich: Als er aus dem sonnigen Brasilien direkt in den kalten Winter nach Leipzig kam war es für ihn schrecklich. Heute will der Student hier nicht mehr weg: „Die Stadt ist zwar klein, aber man findet Kompromisse zwischen Gemütlichkeit und Kosmopolitismus.“

 

„Leipzig ist ein großes Dorf. Man trifft sich zufällig.“ (Student André)

Wer die Leipziger kennen lernen möchte, ist an diesen Orten an der richtigen Adresse:

„Wird der Platz frei?“, fragt uns ein ankommendes Pärchen, als wir uns gerade am Rand der Sachsenbrücke im Carla-Zetkin-Park setzen wollen. „Sobald es warm ist, wird es hier bombenvoll“, lachen sie.  Stimmt! Horden von Menschen und Fahrrädern säumen die beliebte Brücke. Es ist Mittwochabend und das Bergfest der Wochenmitte wird hier bereits gut gefeiert. Auch auf auf den umliegenden Wiesen des Carla-Zetkin-Parks tummeln sich Gruppen, man hört Trommelmusik. Wer ins Gespräch kommen will, ist hier gut aufgehoben. Und so lassen wir unseren Ausflug nach Leipzig auch ausklingen.

Sachsenbrücke im Carla-Zetkin Park in Leipzig mit vielen Fahrrädern und Menschen im Abendlicht
Sachsenbrücke im Carla-Zetkin Park
Wiese im Carla-Zetkin-Park mit Bollerwagen, gefüllt mit Getränken und Gitarre
Gemütliche Abendstimmung im Carla-Zetkin-Park

 

 

 

 

 

 

 

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