Zwischenstopp in Gemünden: Kulturvielfalt auf den zweiten Blick

Was antworten die Besucher im kleinen Stadtzentrum von Gemünden, warum sie hier sind? Eher zufällig oder für einen Zwischenstopp. Die Stadt im Landkreis Main-Spessart zwischen Würzburg und Lohr überzeugt auf den zweiten Blick. Dann enthüllt sie eine Kulturvielfalt und Menschen mit interessanten Geschichten. Auf nach Gemünden!

Kulturvielfalt auf den zweiten Blick

Bei der Einfahrt in die kleine Stadt Gemünden überkommt mich zuerst ein eher trostloses Gefühl. Samstag nachmittags sind in wie so vielen kleinen, mainfränkischen Städten die Geschäfte geschlossen. Der Laden mit dem Schild „Erlesenes aus aller Welt“ hätte mich durchaus interessiert.

Betonskulpturen von Paul Bode
Betonskulpturen von Paul Bode

Aber auf den zweiten Blick bietet Gemünden mehr. „Ars gimundi“ bringt wechselnde Ausstellungen in leer stehende Geschäfte, organisiert von der Künstlergruppe des Gemeinschaftsateliers „Treffpunkt Kunst“. Auch Paul Bodes Betonskulpturen direkt am Eingang zur Innenstadt zeigen, dass die Stadt so manchen Geheimtipp zu bieten hat.

Theater-Programm mit Blick auf die Scherenburg

An der Ecke zum Rathausplatzentdecke ich eine Schulklasse, die bergauf wandert, sicher auf dem Weg zu den Scherenburgfestspielen. Diese finden jährlich im August unter freiem Himmel statt: https://www.scherenburgfestspiele.de/

 

Für Sportliche und Naturliebhaber

Hinter dem Rathausplatz überquere ich die fränkische Saale. Auf der Saale-Insel gibt es Abwechslung, nicht nur für Familien:

  • Campingplatz
  • Freibad
  • Bootshaus

Wander-Fans des Naturparks Spessart können nach der Saale-Brücke vorbei am Friedhof laufen und die Sinn überqueren, die dort heimlich in die Saale fließt. Dort beginnt bereits der Naturpark Spessart und starten Wege nach:

  • Rieneck (6,0 km)
  • Kloster Schönau (2,6 km)
  • Walderlebnispfad (0,4 km)
  • Häfnersgrube (0,3 km)

Schlemmen & Trinken 

Am Rathausplatz tummeln sich Touristen und Einheimische in allen Altersklassen. Für Radfahrer und andere Vorbeiziehende ist der Platz ideal für die Pause zwischendurch. Machen sich die vielen Cafés und Restaurants keine Konkurrenz? „Nein gar nicht. Wer kommen will, der kommt“, erklärt die Bedienung des Maxl Bäck pragmatisch. Allein schon die Hausnummer, Rathausgasse 1, prädestiniert die Bäckerei-Kette für einen Besuch. Gekachelter Kamin im Innern und Faß-Pflanzkübel draußen zeugen noch vom ehemaligen Burgcafé.

Für die Pause am Rathausplatz:

  • Landbäckerei Schraub
  • Ratsschenke
  • Eiscafé Cortina
  • Maxl Bäck

Wo man auch schön sitzen kann:

  • Koppen am Ortseingang
  • Pizzeria Piccolo am Aufgang zur Burg
  • Gasthof zur Linde beim Huttenschloss

Film, Fotos und Geschichte der Stadt

Wer lieber kurze Wege macht, belässt es beim Spaziergang über die Saale-Brücke und besucht das dahinter gelegene Museum Huttenschloss.  Das 300 Jahre alte Gebäude überrascht mit viel Unterhaltung im Innern.

In dem 300 Jahre alten Gebäude befindet sich heute das Film-Photo-Ton-Museum, in dem die Besucher die Geschichte der Photographie, über Diafilme bis hin zum Bewegtbild erfahren: www.film-photo-ton.de

Infotafeln gibt es keine, dafür genug Ausstellungsstücke mit eigenen Geschichten, die Jürgen Sommerer, 1. Vorsitzender des Museumvereins, gerne erzählt. „Hier kommt das Publikum außerdem auch untereinander ins Gespräch“, erzählt er.

„Die Leute kennen die Ausstellungsstücke noch von ihren Eltern oder Großeltern. Der Foto zum Beispiel war früher ständiger Begleiter.“ (Jürgen Sommerer, 1. Vorsitzender des Musemvereins)

Stolze 10.000 Kameras besitzt der Museumsverein insgesamt, selbst Filmstudios hätten schon ältere Modelle angefragt. Beeindruckend sind auch die originalen Radios, Fernseher, Grammophone und verschiedene Datenträger wie Schellack-/Pressspan-/Loch- und Schallplatten.

Für Schüler bietet das Film-Photo-Ton-Museum  ein eigenes Ferienprogramm, um das Fotografieren wie zu Opas Zeiten in der Dunkelkammer zu erklären. Und damit nicht genug: Im kleinen Kino werden alte Filme gezeigt. Für’s jüngere Publikum auch mal neuere Streifen wie „Der geilste Tag“ oder „Schweinskopf al dente“. Aber auch durchaus antiquierte Filme mit Terrence Hill oder Bud Spencer kommen gut an.

Einige Räume des Huttenschlosses bieten auch spannenden Einblicke in die Stadtgeschichte. Hier erfahre ich, dass die Drei-Flüsse-Stadt seit 450 Jahren und bis heute eine Fischerzunft hat. Und, dass Gemünden erst zur Jahrhundertwende durch Krankheit der Reben von einer Wein- zu einer Bierregion wurde. Das beschauliche Städtchen war früher zudem ein strategisch wichtiger Eisenbahn-Knotenpunkt war. Im 2. Weltkrieg wurde der Stadtkern deswegen nahezu komplett zerstört.

 

Pause zwischendurch

„Wir waren schon öfters da, heute ganz zufällig. Wir sind vor dem Regen geflüchtet.“ (Biker Stefan und Thomas)

Biker vor dem Brunnen am Rathausplatz
Biker vor dem Brunnen am Rathausplatz

Die Biker Stefan und Thomas und lassen sich ihr Eis schmecken. Nach einer Tour in den Spessart hat es sie nach Gemünden geführt. „Im Umkreis von 100 Kilometern gibt es viele Regionen, die touristisch oder kulturell interessant ist“, findet Thomas aus Würzburg.

„Wir waren beim Pilzesammeln und machen jetzt einen Zwischenstopp, bevor wir zurück nach Würzburg fahren.“ (Pärchen Margarete und Richard)

Pärchen im ehemaligen Burgcafé; der schöne Pflanzenkübel durfte bleiben.
Pärchen im MaxlBäck, ehemaliges Burgcafé

Auch das Pärchen Margarete und Richard war gerade noch woanders unterwegs, im nahe gelegenen Obersinn zum Pilzesammeln. „Die hätte man mähen können. Wir haben Pfifferlinge gesammelt und einen Riesenschirmling, den kann man wie ein Schnitzel braten“, erzählt Richard, der bereits mit seiner Mutter vor über 50 Jahren dreimal in der Woche beim Sammeln war.  „Das mögen auch unsere Kinder, mit Spaghetti oder Semmelkloß“, freut sich Margarete.

 

„Ich komme gerade von der Spessart-Festwoche. Meine Nachbarin hat mich danach im Auto mitgenommen und wollte noch schnell in Gemünden zum Supermarkt.“ (Keiler-Club-Mitglied Herbert)

Mitglied eines Keiler-Clubs posiert vor dem omnipräsenten Symbol für das Kultbier aus dem Spessart.
Mitglied eines Keiler-Clubs

Auch Herbert ist auf der Durchreise. Als Vorstand eines von 100 Keiler-Clubs kommt er gerade von der jährlichen Spessart-Festwoche in Lohr. Er posiert freudig vor dem omnipräsenten Symbol für das Kultbier aus dem Spessart.

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