Urlaub in Lüttich: Kulturzentrum in Wallonien

Belgien hat mit Französisch, Niederländisch und Deutsch drei Amtssprachen. Lüttich befindet sich im französischsprachigen Wallonien und ist kulturelles Zentrum dieser Region. Am Fluss Maas gelegen lässt sich die Stadt gut per Boot oder zu Fuß erkunden. Sie bietet einiges an Architektur, Museen und Parks und serviert auch Leckeres wie Waffeln oder Buletten.

Im Mai war ich mit zwei Freunden für einen Urlaub am Dreiländereck unterwegs: Belgien, Deutschland, Niederlande. Lüttich haben wir als günstig gelegenen Ausgangspunkt nahe der Grenze sowie der Städte Maastricht und Aachen ausgesucht. Sie ist mit fast 200.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Walloniens und das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum dieser Region.

Lüttich per Fluss-Shuttle:

Lüttich liegt am Fluss Maas (französisch: Meuse), ihr könnt die Stadt also prima mit dem Boot erkunden. Pro Stopp zahlt ihr 1 Euro und für ein Tagesticket 8 Euro. Mit dem Fluss-Shuttle lassen sich vom historischen Zentrum bis zum modernen Hauptbahnhof wichtige Sehenswürdigkeiten erreichen: www.navettefluviale.be

Altstadt, Gässchen und Zitadelle

Fürstbischöflicher Palast + Freiheitsdenkmal Perron + meine Reisegefährten 🙂

Unsere Tour durch das historische Zentrum in Lüttich beginnen wir am Platz Saint-Lambert, dessen Metallsäulen an die zerstörte Kathedrale des Maastricher Bischofs Lambert durch Revolutionäre im Jahr 1793 erinnert. Von hier erreichen wir den Fürstbischöflichen Palast, das Rathaus, den Marktplatz sowie das Freiheits-Denkmal Perron.

Die Einkaufsstraße Féronstrée führt uns weiter in die Altstadt hinein. Ursprünglich bewohnten sie Huf- und Kunstschmiede, heute könnt ihr denkmalgeschützte Häuser und am Ende der Straße Museen entdecken: das Ansembourg-Museum mit dekorativer Kunst und das Grand Curtius mit Rundgang  durch die Geschichte Lüttichs.

Wir biegen bereits am Anfang links ab und gelangen in die Straße Hors-Château, die sich außerhalb der ersten Stadtmauer Lüttichs befindet,  mit Häusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert und der ehemaligen Kirche der unbefleckten Empfängnis. Direkt vor der Kirche führt die Treppe Montagne de Bueren links den Hügel hinauf: Wir erklimmen zusammen mit ambitionierten Joggern, Einheimischen und Touristen die mehr als 300 Stufen. Oben an der Zitadelle von Lüttich angekommen, belohnen wir uns mit dem Blick vom Aussichtspunkt und einem Besuch der grünen Lunge der Stadt.

Zurück auf der Straße Hors-Château im Tal lohnt es sich, links und rechts in kleine Gassen einzutauchen wie der Impasse de la Coronne  oder dem Antoniushof. Am Straßenende besuchen wir das älteste religiöse Bauwerk der Stadt: die St. Bartholomäus-Kirche mit romanischer  Fassade und barockem Inneren. Das Taufbecken als Meisterwerk der Goldschmiedekunst ist sehenswert.

Von hier ist es nicht weit zu den Museen Ansembourg und Grand Curtius. Über die Brücke Pont Maghin schlendern wir in den alten Stadtteil Outremeuse, der auf einer Insel zwischen der Maas und ihrem Kanal liegt. Das alte Viertel ist Schauplatz des Kommisars Maigret von Schriftsteller Georges Simenon und beherbergt auch zahlreiche Restaurants. Von Outremeuse könnt ihr über Brücken ins Stadtzentrum gelangen oder per Boot zum Beispiel zum Park La Boverie fahren.

 

Kathedrale, Nachtleben und Kulturstätte

Das Stadtzentrum von Lüttich erkunden wir vom Platz der Kathedrale aus.  Die St. Pauls-Kathedrale war leider bei unserem Besuch wegen Restaurierungen verhüllt. Die Buntglasfenster und die Schatzkammer sind als sehenswert beschrieben.

Hinter dem Marienbrunnen beginnt das Stadtviertel Carré mit zahlreichen Bars. Nachts sollte man ein bisschen darauf achten, wohin man geht. Hier könnt ihr auch den Wacholderschnaps Pékèt probieren, pur oder zum Beispiel mit Cola gemischt. In diesem Stadtteil ist auch die Passage Lemonnier im Art-déco-Stil, die rund 50 Geschäfte hat und als die erste große Einkaufsgalerie in Belgien gilt.

Am Rande des Stadtviertels Carré liegt die königliche Oper der Wallonie. Außerdem findet ihr hier die Cité Miroir: seit 2014 dient die ehemalige Therme als Kulturstätte und die Schwimmbecken bieten Platz für Dauer- und Wanderausstellungen: www.citemiroir.be

 

Moderne Achse mit Bahnhof, Park und Museum

Lüttich hat uns mit einigen modernen Bauwerken überrascht. Wir beginnen diese Entdeckungstour am Yachthafen. Am oberen Teil sehen wir die Statue eines Turmspringers und laufen den Boulevard Frère Orban in südlicher Richtung. Über die Brücke Pont du Roi Albert gelangen wir zum Park La Boverie, der eine Insel zwischen Maas und Kanal ist. Auf der anderen Seite vom Kanal sehen wir den auffälligen Bau der Einkaufsgalerie Médiacité mit ihrem Dach aus roten, durchsichtigen Rauten.

Der Park La Boverie eignet sich für auch für einen Besuch im gleichnamigen Museum für Schöne Künste, ursprünglich für die Weltausstellung von 1905 erbaut. Das Gebäude im Stil von Louis XVI hat auch einen modernen Anbau, von wo aus ihr eine gute Aussicht auf den Rosengarten habt. In diesem Garten findet ihr außerdem die Skulptur vom mythologischen Faunus, den eine nackte Frau wegen Belästigung ins Ohr beißt. Im Park steht noch eine Besonderheit: der kybernetische Turm. Über Sensoren nimmt er Informationen über Temperatur, Licht oder Schall auf und reagiert mit Bewegung, Farben und Tönen.

Wir überqueren die Fußgängerbrücke La Belle-Liégoise, die schöne Lütticherin. Die Brücke ist wirklich hübsch anzusehen. Sie führt uns wieder zum Boulevard Frère Orban. Besucht die Promenade ruhig auch mal abends oder nachts zum Flanieren. Wir waren erstaunt, wie die Brücken zwischen Ufer und Park blau angestrahlt sind und der kybernetische Turm leuchtet.

Wir laufen die Paradiesstraße entlang und bestaunen ein auffälliges Gebäude, das mir im Dämmerlicht wie eine riesige Haiflosse erscheint. Von Nahem stellt sich heraus, dass es sich um den 118 Meter hohen Finanzturm handelt. Am Ende der Straße gelangen wir zum Guillemins-Bahnhof mit großem Glasdach, den der Architekt Santiago Calatrava entworfen hat: eine „Kathedrale der modernen Zeit“.

 

Leckeres in Lüttich

Was wäre ein Besuch in Belgien ohne typischen Essen und Trinken? Natürlich haben wir in Lüttich auch einiges Schmackhaftes ausprobiert: Pasteten und Buletten. Café Liégeois, Bier und Pékèt-Schnaps. Und nicht zu vergessen die Lütticher Waffel. Es gibt sogar eine Broschüre mit gekennzeichneten Verkaufsstellen, wo ihr die „Echte Lütticher Waffel“ bekommt. Sie hat eine abgerundete Form, mit Perlzucker obendrauf. Lecker!

 

Ein kleiner Hinweis

Wir waren in Lüttich unter der Woche dort unterwegs, wenn es naturgemäß eher ruhig ist: Deswegen sind mir weggeworfener Müll auf den Straßen und manches renovierungsbedürftige oder leer stehende Haus besonders aufgefallen. Am Wochenende, wenn die Straßen belebter sind, werdet ihr euch darauf sicher weniger konzentrieren. Für einen Ausflug oder in Kombination mit anderen Städten in Belgien kann ich Lüttich auf jeden Fall empfehlen. A bientôt!

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