Braumeister Günther Meyer im Braukurs im Museum Hopfenbiergut in Spalt©RosiKmitta

Bier selber herstellen? Ein Braumeister aus Spalt erzählt

Günther Meyer ist seit 2005 leidenschaftlicher zweiter Braumeister der Spalter Brauerei. Er gibt Führungen und Braukurse, auch im Museum HopfenBierGut. Dort hat Rosis Reisecouch ihn nach einem Bierseminar dazu interviewt, wie jeder die Herstellung vom flüssigen Gold lernen kann.

Slow Brewing für jedermann

Wie war heute der Bierkurs?

Günther: Total witzig, schön und interessant. Die Teilnehmer waren unglaublich aufmerksam und wollten viel wissen. Das ist ein richtig kurzweiliger Tag: das Seminar beginnt früh um 9 Uhr und ehe man sich’s versieht, ist es Nachmittag. Das ist schön, wir essen und trinken auch zusammen, wir arbeiten nicht nur. In ein paar Wochen kann dann jeder sein selbstgebrautes Helles Vollbier im 5-Liter-Fass abholen.

Wer sind die Teilnehmer?

Günther: Die Leuten sind aus unterschiedlichen Schichten und Regionen. Wir haben heute jemanden aus Berlin hier; er hat sich echt gefreut im tiefsten Mittelfranken den Braukurs mit uns zu machen. Es ist keine reine Männerdomäne: oft haben wir bis zu 30 Prozent an Frauen dabei. Ich finde, die sind auch voll bei der Sache. Ich habe bei einer Brauereiführung sogar mal eine Freundin aus Amerika kennen gelernt.

Kann denn jeder selber brauen?

Günther (lacht): Manche sagen: ‚Ich habe im Garten irgendeinen Hopfen wachsen, jetzt will ich Bier brauen‘. Das Bierbrauen ist aber ein komplexes Thema, man muss sich auch ein bisschen einlesen und üben. Und dafür sind die Braukurse wichtig. Es sind ja heute auch einige Teilnehmer dabei gewesen, die haben schon Bier gebraut und möchten es noch verbessern.

Was ist wichtig beim Bierbrauen?

Günther: Das sind zuallererst die Rohstoffe: Wasser, Hopfen, Malz und Hefe. Dann genaues Arbeiten: Ich finde Slow Brewing ist wirklich etwas Wichtiges. Das heißt, möglich nicht alles zu schnell machen, sondern mit Bedacht. Wir haben ein empfindliches Getränk, das braucht auch seine Pflege und Ruhe, damit es sich entwickeln kann. Zu guter Letzt braucht man auch Erfahrung und gute Gerätschaften.

Vom Gerstenkorn zum fertigen Bier

Was macht ihr im Seminar?

Günther: Wir erlernen das Bierbrauen Schritt für Schritt. Am Anfang erhitzen wir Wasser und geschrotete Gerste in einem Kessel. Wichtig sind dabei mehrere Haltezeiten, die letzte bei 78 Grad. Dann wird geläutert, also die Maische abgetrennt. Der Hopfen kommt dazu, wird aufgekocht und wieder abgekühlt. Zwischendurch klären wir auch mal Fachbegriffe wie untergäriges oder obergäriges Bier, also die Art, wie sich die Hefe absetzt. Die kommt am Schluss dazu, dann ab ins Fass, wo das Bier dann gären kann.

Was ist dir dabei wichtig?

Günther: Jeder ist mit dem Getränk irgendwie aufgewachsen. Aber wo und wie das Bier gebraut wird, wissen die meisten nicht. Diese Lücke können wir in den Kursen schließen. Bier ist oftmals als schnelles Getränk bekannt, deswegen soll es ruhig auch mal eine gewisse Wertigkeit bekommen. Ich will diese Begeisterung vermitteln: vom Gerstenkorn bis zum fertigen Bier. Was da alles notwendig ist, welche Arbeitsgänge, welche Leute da am Arbeiten sind, vom Landwirt angefangen bis zum Mälzer.

Was verbindest du mit Bier?

Günther : Ich bin seit 1984 Braumeister und habe da schon eine gewisse Erfahrung. Mir macht der Beruf Spaß, das merken die Besucher und Teilnehmer bei Seminar oder Brauereiführung. Ich glaube, das spürt man, dass ich das lebe. Die Brauerei läuft gut, sodass weitere Generationen das auch weiterführen können. (lacht) Meine große Tochter ist übrigens aktuell Bierkönigin in Spalt.

Was macht gutes Bier aus?

Günther: Wir haben ein empfindliches Produkt gegenüber Bakterien und Kälte. Das müssen wir alles wissen, damit ein gutes Bier rauskommt. Die Philosophie ist gut, dass die Kursteilnehmer auch ihr eigenes Bier bekommen. Alles ohne Zusatzstoffe, man sollte das Selbstgebraute also nicht bis zum Geburtstag des Opas im nächsten Jahr aufheben.

Spalt und sein Aromahopfen

 

Was bedeutet der Hopfen für Spalt?

Günther: Alles. Der Spalter Aromahopfen ist einfach eine herrliche Sache, die uns die Natur gibt. Das bedarf immer einer besonderen Hege und Pflege, dass alles so wächst und gedeiht. Und die Region ist ideal für den Hopfen: ‚Feucht und kalt, braucht’s in Spalt.‘ Der Spalter Hopfen ist im Spalter Bier klar erkennbar, bei jedem Schluck.

Wo wird das Spalter Bier vertrieben?

Günther: Im Umkreis von 75 Kilometern und nischenweise sogar im Ausland. Wir stellen knapp 70.000 Hektoliter Bier her, das ist eine anständige Menge. Die Qualität stimmt und darüber ist auch der Preis gerechtfertigt. Das Spalter Bier hat einen hohen Bekanntheits- und Beliebtheits-Grad. Wir merken das bei den Urlauber-Führungen, die sind alle ganz begeistert.

Welche Trends siehst du?

Günther : Wir haben über 20 Biersorten vom Klassiker bis zum Saisonbier. Es gehört dazu, dass man sich auch mal in eine Nische rein wagt, zum Beispiel mit Craft Bier. Das ist gut, dass wir da eine Veränderung bekommen haben. Ich persönlich bleib‘ immer bei meinem schönen Standardbier. Aber da hat jeder seinen eigenen Geschmack.

Welche Feste gibt es?

Günther: Wir haben das Brauereifest im April; da sind viele Leute unterwegs, da bebt die Brauerei. Dann gibt es das Hopfenzupferfest Ende August, das ist auch was Schönes. Und noch kleinere Feste wie Vatertag, wo die Leiterwägen prämiert werden. Also in Spalt ist schon viel los, es ist ein wunderschönes Städtchen mit sehr besonderem Charme.

 

Möchtet ihr auch einen Bierbraukurs mitmachen?

Seminarangebote findet ihr hier: www.hopfenbiergut.de
Und hier gibt es Brauereiführungen: www.spalter-bier.de

Mein Vater hat auch schon einen Braukurs in Spalt mitgemacht. Mit diesem Buch hat er sich vorab in die Theorie eingelesen:

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